Manchmal geht einfach nichts weiter. Ich weiß zwar, was ich schreiben will und auch in etwa wie, und auch an Motivation mangelt es mir eigentlich nicht. Aber sobald ich mich an den Computer setze und meine Dokumente öffne, sitze ich da und mein Kopf ist … nein, eigentlich ist er nicht leer. Ein großes, dickes Kissen scheint darin zu stecken und alle sinnvollen Gedanken zu ersticken. Was soll man da machen?
Abkehr
Um so länger man auf den Bildschirm oder das Papier starrt, ohne dass sich die Worte von selbst ergeben, umso fester frisst sich die Blockade. Aus diesem Grund ist es am sinnvollsten, aufzustehen und weg zu gehen. Bewusst. Und für einige Zeit. Man darf nicht sofort dem schlechten Gewissen nachgeben und sich wieder an die Arbeit machen wollen. Man muss andere Arbeit finden. Solche, die man gerade erledigen kann und auch will. Es gibt immer etwas. Und das Gefühl, am Ende des Tages etwas vollbracht, statt sinnlos auf eine weiße Seite gestarrt zu haben, ist erholsam. Manchmal muss man sich seine Erfolge einfach an anderer Stelle holen.
Heimkehr
Es gibt für jeden Autor ein paar andere Sachen – Hobbies, Leidenschaften, Verpflichtungen – denen man sich in solchen Fällen widmen kann. Wie die meisten Menschen haben wir natürlich auch noch einen Haushalt, vielleicht sogar einen Garten – da gibt es immer was zu tun. Vor allem jetzt, zu Frühlingsbeginn.
Für mich persönlich ist ein Garten, das Grün und das Leben um mich herum, ein Ort an der frischen Luft, den ich nach meinen Wünschen gestalten kann, unheimlich wichtig. Wegen der Kinder hat dieses Projekt aber in den vier Jahren, die wir nun im eigenen Haus sind, immer zurückstehen müssen. Da der Nachwuchs aber inzwischen groß und mobil genug ist und zudem nicht unwesentlich entdeckungsfreudig, habe ich jetzt dieses Versäumnis nachholen und meine Hände mal wieder richtig tief in Erde und Sand vergraben können.
Umkehr
Die Arbeit im Garten hat zudem einige Einkaufstouren erforderlich gemacht. Zum Glück konnte ich ein paar davon mit dem Fahrrad erledigen, beide Kinder natürlich im Schlepptau. Wir haben einen Anhänger, eine kleine Kutsche sozusagen, von dem aus sie die Aussicht genießen können. Und Aussicht, davon haben wir hier in der Gegend genug. Da mache ich gerne auch mal ein paar Umwege und Schlenker, um selber mal wieder den Anblick der Landschaft um mich herum genießen zu können.
Berge, Bäume, Wolken und Winkel – solche Dinge genieße ich. Sie sind mit die Grundpfeiler meiner Fasziniation für das fantastische Genre. Das Gefühl von Wind in den Haaren, der Duft von Wäldern, Gras, Moos, Felsen unter meinen Füßen. Wer Feuergabe liest, der wird all diese Dinge darin wiederfinden. In Königskinder kommen sie etwas zu kurz und ich freue mich inzwischen darauf, bald wieder an Projekten arbeiten zu können, in denen ich diese sinnlichen Erfahrungen verarbeiten kann.
Bis dahin trete ich fleißig in die Pedale, atme tief durch und weiß, dass der Muskelkater, den ich am Abend haben werde, wohlverdient und wohlinvestiert ist.
Einkehr
Ja – im Moment komme ich kaum wirklich zum Schreiben. Und manchmal zwickt mich das Gewissen gar allzusehr. Aber das muss man als Autor aushalten können. Man muss sich auch mal von dem abwenden können, was im eigenen Kopf vorgeht und sich dem zuwenden, was um einen herum ist, dem, was unsere Gedanken ursprünglich einmal angestoßen hat, uns prägt und erfüllt.
Nicht immer kommt die Inspiration über Augen und Ohren direkt in den Kopf. Manchmal nimmt sie einen Umweg, dringt durch Nase und Mund ein, oder wirkt wie durch Schwingungen, die wir mit Händen und Füßen ertasten können. Dann geht sie nicht gleich an die Arbeit und produziert neue Worte, sondern sorgt erst einmal dafür, dass alle alten Worte verstummen und wir wieder unseren Herzschlag hören. Sie hilft uns, leer zu werden, ruhig. Bis wir unsere eigene Mitte wiedergefunden haben, heimgekehrt sind. Dort können wir uns ausruhen und erholen und dann unseren Weg mit neuer Kraft fortsetzen.