Da ich nicht nur Autor bin, sondern auch Illustrator, kommt bei jedem Projekt irgendwann der Punkt, an dem ich anfange meine Charaktere, das Setting und vieles mehr zu zeichnen. Ich habe schon öfter darüber nachgedacht, tatsächlich auch mal eine illustrierte Geschichte zu machen. Aber irgendwie komme ich meist nie über das Stadium der Skizze hinaus, und das hat Gründe.
Geografie
In vielen Fällen reicht eine knappe Skizze um damit zu arbeiten. Für Königskinder musste ich eine Festungsanlage zu Papier bringen, um deren Eroberung auch plastisch beschreiben zu können.
Auch bei Landkarten reicht für gewöhnlich eine einfache Skizze, um den Überblick nicht zu verlieren. Skizzen haben den Vorteil, dass man nicht lange zögert etwas zu ergänzen oder zu verändern. Wenn es dann aber an die Veröffentlichung geht sind ausgearbeitete Karten meiner Meinung nach im fantastischen Genre fast unerlässlich. Mir ist es schon zu oft passiert, dass ich in einem Buch den Überblick verloren habe, nicht mehr genau wusste wer sich wo befindet und wohin die Reise gehen soll, weil es schlicht keine Karte gab. Auch aus diesem Grund war für mich selbstverständlich, dass in Feuergabe eine Karte hinein musste. Meine Leser haben das auch mehrfach positiv kommentiert.
Getier
Sowieso ist es beim Entwerfen einer ganz eigenen Welt, komplett mit Geografie und Fauna und Flora, nützlich ein paar Beispielbilder zu haben, an denen man sich bei den Beschreibungen orientieren kann. Während ich an den Kapiteln im Stillen Wald geschrieben habe, habe ich nebenbei den zweiten Teil des Hobbits angesehen. Einige der Wesen aus diesem Ökosystem tauchen auch schon in anderen meiner Werke auf. Ich benutze sie gerne immer wieder.
Dieses hier hat sich mit seinem hellen Fell geradezu angeboten, da auch die meisten anderen Kreaturen, die ich für Königskinder geschaffen habe zumindest teilweise ein helles Fell haben.
Gesichter
Besonders schwer aber fallen mir Charaktere. Bei manchen fällt es mir schwer, ein klares Bild von ihnen zu bekommen, das ich umsetzen könnte. Andere wiederum tauchen so klar und deutlich vor meinem inneren Auge auf, dass einfach jeder Versuch, diesen Eindruck wieder zu geben, scheitert. So ging es mir mit Alec aus Feuergabe. In den gut 15 Jahren, die ich an dem Projekt gearbeitet habe, wusste ich immer genau, wie er aussieht. Trotzdem sind mir nur zwei Bilder gelungen, die ihn tatsächlich zumindest halbwegs gerecht werden.
Ich finde dabei sogar die Skizze eindeutig besser als die bunte Version.
Überhaupt sind oftmals Skizzen viel aussagekräftiger als ihre Ausarbeitungen. Woran das liegen kann? Ich denke, dass der Strich, der Duktus, den man für eine Skizze benutzt wesentlich lebendiger und beweglicher ist als eine sauber gezeichnete Outline. Und wir Menschen sind es gewohnt, die Welt um uns herum in Bewegung zu sehen. Es entspricht mehr unserer natürlichen Wahrnehmung. Wem ist es nicht schonmal passiert, dass man sich selbst auf einem Foto nicht wiedererkannt hat. In einem Video hingegen geschieht das selten.
Deshalb kann es auch passieren, dass aus dem Fluss, dem Flow heraus etwas entsteht, bei dem ich plötzlich sag: “So und nicht anders!” Eine Umsetzung in Outline und Farbe scheitert dann naturgemäß, egal wie sehr ich mich bemühe. Rashun hat dieses Schicksal getroffen.
Geduldspiel
Und manchmal dient das Malen einfach dem Prokrastinieren. Wenn ich mit dem Schreiben nicht vorwärts komme, werfe ich den Photoshop an und bastel dort ein wenig herum. Dann kann es sein, dass ich mich in Details verliere, wie zum Beispiel in den Tälern und Gipfeln eines Gebirges. Oder in den Falten und Stickereien von Kleidung.
Irgendwann tauche ich auch wieder auf und kann mit neuen Eindrücken und Worten in meinem Kopf weiterschreiben.