Meistens bin ich nett zu meinen Figuren. Ab und an muss ich ihnen Steine in den Weg legen – nichts für Ungut! Und manchmal (und da muss ich nichtmal einen schlechten Tag haben) lasse ich meine Charaktere vom Anfang bis zum Ende durch die Hölle gehen.
Die dunkelste Stunde
Naimaer ist so ein Fall. Es beginnt damit, dass der Protagonist Azzit als Sklave verkauft wird und von da an ist so ziemlich jeder Lichtblick am Ende des Tunnels ein vollbeladener LKW auf Kollisionskurs. Aber ich würde das nicht machen, wenn Azzit nicht wie dafür geschaffen wäre das alles durchzustehen.
Und hier kommt jetzt die eigentliche Schwierigkeit oder auch das Spannende an dem Projekt: Azzits Charakter, seine Erziehung und Prägung, die in zu dem gemacht haben, was er ist, sein Denken und Handeln bestimmen. Denn das Volk der Naimaer, zu dem er gehört, ist ein Matriarchat.
Hinter dem Spiegel
Wer sich mit Fantasy beschäftigt, dem sind sicher schon das ein oder andere Mal Drow begegnet – Elfen mit nachtschwarzer Haut, die in den Tiefen des Unterreichs leben. Soweit so gut. Aber für mein Projekt musste ich einige Änderungen an den bestehenden Konzepten vornehmen, da es mir tatsächlich sehr stark um die Innenansicht dieser „verdrehten“ Gesellschaft geht.
Und hier ist das nächste große Problem, dem ich mich mit Naimaer stelle: bislang war mein Erzählstimme meist eher auktorial – allwissend und über allem stehend, damit ich alles beobachten und weitergeben kann. Für Naimaer aber will ich wirklich rein aus Azzits Perspektive schreiben, seine Worte und Gedanken finden und zu Papier bringen, um eine eindringliche Innenansicht seine Welt zu schaffen.
Im Kaninchenbau
Ich gebe gerne zu, dass Azzits Perspektive eine sehr extreme ist. Aber das ist für mich einer der schönsten Aspekte des fantastischen Genres: die Freiheit auch solche Extremen, mit allem was dazu gehört, als Normalität darstellen zu können und den Leser so in eine absoult fremde Welt zu versetzen, in der es nicht nur Drachen gibt, sondern in der man vielleicht selbst einer ist.
In Laufe von Naimaer soll diese „Normalität“, die Welt in der Azzit lebt und an die er angepasst ist, zerbrechen. Etwas Neues soll entstehen, durch seine Hilfe, während er sich an das Bekannte klammert. Ein Revolutionär, der keiner sein will. Das passt ganz wunderbar zu ihm.
Ich glaube man merkt es – Azzit ist wirklich der Mittelpunkt dieses Projektes. So eine Herangehensweise an einen Roman ist auch für mich durchaus Neuland und es juckt mich schon in den Fingern, dieses Abenteuer zu wagen.