Peripatika

Das Wort Peripatiker bezeichnet allgemein einen Anhänger der Philosophie von Aristoteles. In dessen Schule war es – laut einiger Überlieferungen – üblich, die Gespräche zwischen Schülern und Lehrern im Gehen zu führen. In wieweit dieser Umstand der Philosophie geholfen hat, oder ob es ein Marketing-Gag war, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass es mir persönlich ungemein hilft auf und ab zu gehen, während ich plotte oder formuliere. Das merke ich vor allem, seitdem ich Kinder habe und des öfteren nachts um drei eine halbe Stunde lang im Dunkeln den Gang entlang marschiere, um den Wurm zum Einschlafen zu überreden. Dabei kommen mir die besten Ideen.

 

Nachteulen und anderes Getier

Früher habe ich auf ausgedehnte Spaziergänge in der freien Natur, nach Möglichkeit mit beeindruckender Kulisse, gesetzt. Inzwischen habe ich dazu keine Zeit mehr und es ist scheinbar auch gar nicht nötig, lenkt mich sogar eher ab. Dunkelheit und Stille helfen meinen Gedanken wesentlich besser auf die Sprünge.
Zugegeben, es sind dann auch oftmals düstere Szenen, die mir in solchen Momenten in den Sinn kommen. Meist geprägt von einer tiefen Sehnsucht, die jeder kennt, der nachts um drei schonmal ein Kind zum Einschlafen getragen hat.
Und zugegeben, ich habe dann nicht immer Stift und Papier, oder irgendein anders Medium zur Hand, um meine Gedanken auch einzufangen. Das hat zur Folge, dass sie mir oft auch wieder entschlüpfen und ich am nächsten Tag nur noch das nagende Gefühl verspüre, dass da etwas wichtiges war.
Aber die nächste Gelegenheit zum Wandeln kommt bald wieder. Und tagsüber habe ich inzwischen eigentlich immer etwas zum Schreiben parat. Inzwischen ist so eine ganze Liste an Themen zusammengekommen, die ich nach und nach hier im Blog ansprechen möchte. Aber auch große Teile von Naimaer sind so entstanden. Sturmherrscher überhaupt beruht auf 3-Uhr-Nachts-Ideen.

 

Aus dem Dunkeln, aus der Tiefe

Ich weiß nicht genau, was es ist, dass mich beim Umherwandeln inspiriert, was meine Gedanken und meine Fantasie beflügelt. Früher war ich ein ausgesprochener Nachtmensch, habe ausschließlich im Dunkeln gearbeitet. Heute ist meine liebste Arbeitszeit morgens um acht.

Vielleicht ist es auch genau dieser Unterschied zwischen Kreativität und der eigentlichen Arbeit am Projekt. Wenn ich hin und her gehe, gehe ich um des Gehens Willen hin und her, nicht, um ein schreibrelevantes Problem zu lösen. Gerade nachts wanke ich dabei oft hart an der Grenze zum Halbschlaf. Eigentlich bin ich in diesen Momenten vollkommen gelöst und frei, sehe nichts, höre nichts, denke eigentlich nicht einmal wirklich. Somit haben die Ideen Raum für sich und können sich ungehindert um mich herum entfalten, im sanften Rhythmus meiner Schritte. Schritt für Schritt, hin und her, Zeit verstreicht, ohne das ich es merke. Und wären da nicht meine Rückenschmerzen und das sanfte Schnarchen meines Sohnes, wäre ich schon ein paar mal einfach weiter gelaufen, weil ich fasziniert davon war, wie die Ideen in meinem Kopf langsam ihre Blüten entfalteten. Sie sind wohl doch trotz allem Nachtschattengewächse.
Die einzige Schwierigkeit die dann bleibt, ist am nächsten Morgen die Früchte zu ernten und sich durch das Gekrakel, das ich beim Laufen auf meinem Block hinterlassen habe, durch zu finden.

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